Neue Blattinsekten entdeckt
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universität Göttingen hat sieben bisher unbekannte Arten von Blattinsekten, auch Wanderblätter genannt, beschrieben. Die Insekten gehören zur Ordnung der Stab- und Blattinsekten, die für ihr ungewöhnliches Aussehen bekannt sind: Sie sehen Pflanzenteilen wie Zweigen, Rinde oder – im Fall der Blattinsekten – Blättern zum Verwechseln ähnlich. Diese raffinierte Tarnung bietet hervorragenden Schutz vor Raubtieren und stellt eine Herausforderung für Forscher dar. Durch genetische Analysen konnten die Forscher „kryptische Arten“ entdecken, die sich allein durch ihr äußeres Erscheinungsbild nicht unterscheiden lassen. Die Erkenntnisse sind nicht nur für die systematische Untersuchung von Blattinsekten wichtig, sondern auch für den Schutz ihrer Vielfalt.Die Ergebnisse wurden veröffentlichtin der Fachzeitschrift ZooKeys.
Die Taxonomie – also die Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Arten – ist bei Blattinsekten schwierig: Individuen verschiedener Arten können schwer zu unterscheiden sein, dennoch kann es innerhalb einer Art große Unterschiede geben. „Oft werden Individuen verschiedener Arten aufgrund ihres Aussehens zur gleichen Art gezählt. Einige der neuen Arten konnten wir nur anhand ihrer genetischen Merkmale identifizieren“, erklärt Projektleiterin Dr. Sarah Bank-Aubin von der Universität Göttingen Abteilung für Tierentwicklung und Biodiversität. Einige einzelne Insekten aus Indien galten bislang als Zugehörigkeit zu einer in Südostasien verbreiteten Art. Doch nun haben die Forscher herausgefunden, dass es sich um eine völlig neue Blattinsektenart handelt. Bank-Aubin betont: „Die Erkenntnis ist wichtig für den Artenschutz: Wenn in Indien alle Individuen aussterben, wird nicht nur eine Gruppe innerhalb einer Art reduziert, wie bisher angenommen, sondern es entsteht eine ganz eigene Art.“ ausgerottet. Deshalb ist es besonders wichtig, die indianische Art zu schützen.“ Weitere neu entdeckte Arten stammen aus Vietnam, Borneo, Java und den Philippinen.
Die Forscher der Universität Göttingen arbeiteten mit dem Blattinsektenexperten Royce Cumming von der City University New York zusammen. Diese Forschungskooperation hat zur Identifizierung von über zwanzig neuen Arten geführt. Dr. Sven Bradler, der an der Universität Göttingen seit mehr als 20 Jahren die Evolution der Gespenst- und Blattinsekten erforscht, erklärt: „Es gibt rund 3.500 bekannte Arten von Gespenst- und Blattinsekten, derzeit gibt es knapp über 100 beschriebene Arten.“ von Blattinsekten. Obwohl sie nur einen kleinen Teil dieser vielfältigen Insektenfamilie ausmachen, sind sie durch ihr spektakuläres und unerwartetes Aussehen einzigartig.“
- Diese Pressemitteilung wurde ursprünglich auf der Website der Universität Göttingen veröffentlicht
Die Ergebnisse wurden veröffentlicht